Das heute als "Defender" bekannte Land Rover Modell kam 1983 als Modell mit der Bezeichnung "One Ten" (110) auf den Markt. Die Serie III sollte ursprünglich noch 5 Jahre weiterproduziert werden, ein Zeichen dafür das Land Rover dem neuen Modell noch nicht genug vertraute. Dann aber wurde die Produktion bereits zwei Jahre später, 1985, eingestellt. Der Defender wird bis heute gebaut.Es steht jedoch zu befürchten, dass er ab 2014 in der bisherigen Form nicht mehr verkauft werden darf, da ab diesem Jahr eine neue EU-Richtline zum Passantenschutz gilt, die derzeitige Karosserieform nicht mehr erlaubt.
Die wichtigsten Neuerungen, des ersten Nachfolgers der Serie Modelle, waren die Schraubenfedern, Bremsscheiben, 5-Gang Getriebe und eine Servolenkung.
Der erste Prototyp des neuen Land Rover wurde bereits 1976 auf Basis eines 100 Zoll Range Rover Chassis gebaut. Im folgenden Jahr kam ein zweiter Prototyp auf Range Rover Basis, diesmal mit 90 Zoll und V8 Motor. Dieser sollte den 88 Zoll Lightweight als Militärfahrzeug ersetzen, wurde dann aber zugunsten eines erwarteten Auftrags der Schweizer Armee für das 100 Zoll Modell verworfen. Der Auftrag kam nie zustande.
Die Überlegungen gingen weiter. Es gab ein 110 Zoll Range Rover Chassis als Basis für Ambulanzfahrzeuge und es gab eine 109 Zoll Karosserie. Beides wurde modifiziert und 1978 als erster "One-Ten" produziert. Der um 127 mm breitere Radstand der Range Rover Basis im Vergleich zur Serie III gab dem Fahrzeug zusätzliche Stabilität. Ebenfalls entschied man sich für den permanenten Allradantrieb.
Bezüglich des Getriebes dachte man zunächst an das 5-Gang Getriebe LT77 des Rover SD1. Es wurde jedoch als zu schwach für den V8 Motor angesehen. Es blieb also für den V8 nur das Range Rover 4-Gang LT95 übrig. Das LT77 wurde im Laufe der Prototypentwicklung verstärkt und kam mit den 4-Zylinder Motoren zum Einsatz. Als Verteilergetriebe für das LT77 wurde das neue LT230R vom Range Rover mit Automatik gewählt. Das LT95 für die V8 Modelle hat das Verteilergetriebe integriert. Beide Verteilergetriebe boten permanenten Allradantrieb mit sperrbarem Mitteldifferential.
Der "One-Ten und der "Ninety"
1983 in Eastnor Castle der Öffentlichkeit und Presse erstmals vorgestellt, war der "One Ten" das zweite Fahrzeug aus dem Hause mit Schraubenfedern anstatt der Blattfedern. 13 Jahre zuvor erschien der Range Rover mit einem ähnlichen Fahrwerk. Die Karosserie wurde mit einigen Änderungen von der Serie IIa und III übernommen.
Ein Jahr später erschien die kürzere Version "Ninety" (90) gleichzeitig mit weiteren Änderungen: zu den 2,8 L Benzin-/Diesel- und 3,5 L Benzinmotoren kam ein 2,5 L Dieselmotor dazu. Für dieses Modell wurde auch nicht mehr der zuschaltbare Allradantrieb angeboten, da er schon im One-Ten so gut wie nicht verkauft wurde. Auch der V8 Motor wurde erst auf vielfältigen Kundenwunsch ab Mai 1985 für den "Ninety" angeboten. Ebenfalls in diesem Jahr wurden der 4-Zylinder Benzinmotor auf 2,4 L verkleinert, die Leistung wurde gesteigert.
Später wurde noch das 4-Gang Getriebe der V8 Modelle durch das 5-Gang LT85 des Santana ersetzt.
Oftmals vergessen wird das Ende 1983 auch gleich der "130" auf den One-Ten folgte. Dieses Modell wurde primär von der Special Projects Abteilung als Pick-Up (Crew Cab) umgebaut. Dies wurde von der Special Projects Abteilung bis Mitte 1985 in Handarbeit erledigt, wobei das Chassis des One-Ten modifiziert wurde. Durch Direktor Tony Gilroy wurde auch Land Rover kosteneffizienter: die Special Project Abteilung wurde in Special Vehicle Operationsn "SVO" umbenannt und der auch als 127er bekannte Wagen wurde ein eigenständiges Modell. Die SVO holte viele Umbauarbeiten die bisher von Drittanbietern durchgeführt wurden, zurück ins Werk.
200 Tdi
Oktober 1986 erheilt der 2,5 L Diesel einen Turbolader. Dieser wurde jedoch immer noch als zu schwach angesehen, was letztendlich zu der Entwicklung des leistungsfähigeren 200Tdi Motors führte.
Defender
Mit dem Start des Discovery in 1989 hatte man bei Land Rover das Gefühl, das die bisher schlicht als "Land Rover" bekannten "One-Ten", "Ninety" und der "130" einen eigenen Modellnamen zur besseren Differenzierung innerhalb der Fahrzeugfamilien bekommen sollten. Der Name "Defender" war geboren. Erstmals der Öffentlichkeit wurde er im Septemer 1990 auf der "Birmingham International Motor Show" vorgestellt. Mit den neuen Defender Modellen hielt auch wieder das LT77 in den V8 Einzug, jedoch erneut überarbeitet und verstärkt.
Die nächsten wichtigen Änderungen waren eine weitere Überarbeitung des LT77 zum LT77S in 1992, welches leichter zu schalten war und der Defender 90SV (Special Vehicle), basierend auf dem Konzeptauto Cariba. Ein Modell auf Basis des 90er als Mix aus Cabriolet und Pick-Up mit Überrollbügel, welches die Fun-Car Kundschaft ansprechen sollte. Es wurde exklusiv nur für Grossbritannien hergestellt und war nur als Rechts-Lenker zu erhalten.
300 Tdi
1994 wurde der 200Tdi Motor zum 300Tdi überarbeitet, der auch in den Range Rover kam, und das neue R380 Getriebe wurde verbaut. Mit diesem Stand der Fahrzeuge gewann Land Rover einen wichtigen militärischen Auftrag über 8.800 Einheiten für den Defender XD, auch "Wolf" genannt. Dem folgten Aufträge vom Militär anderer Nationen.
Im Jubiläumsjahre 1998 wurden von allen Modellen Jubiläumsversionen heraus gebracht. Für den Defender übernahm das der "Defender V8 50". Ein 90 County Station Wagon mit 4-Liter V8 Motor und einem ZF Automatikgetriebe, Klimaanlage und externen Überrollkäfig.
Td5
90SW Td5 von vorne
Der nächste große Schritt in diesem Jahr war der Wechsel zum 5-Zylinder Turbodiesel Direkteinspritzer, den Td5. Er wurde zusammen mit den österreichichen Dieselspezialisten von AVL unter dem Projektnamen "Gemini" entwickelt. Es ist der erste Defender der eine Motorelektronik besitzt, die ECU. Als Option war nun auch ABS und eine elektronische Traktionskontrolle ETC zu haben.
2001 erhielt dann der Innenraum Neuerungen, wie beheizbare Vordersitze, Zentralverriegelung und elektrische Fensterheber.
Das MJ 2003 (ab 09/2002) gab es dann weitere Änderungen am Motor, die es möglich machen diese Versionen auf die grüne Plakette umzurüsten. Die Motorversion änderte sich von 10P auf 15P. Die einzelnen Änderungen waren ein neues programmierbares Steuergerät und eine geänderte Dieselrückführung. Äusserlich erkennt man diese Versionen an den runden Rückfahr- und Nebelleuchten.
Td4
Aktueller Vertreter der Modellreihe: 110SW Td4110SW Td4 von hinten im Originalzustand2007 kam das Ende des Td5 Motors, da er nicht die Euro-4 Norm Abgasnorm erfüllt. Er wurde durch den Vierzylinder Dieselmotor von Ford ersetzt, der auch in den Ford Transits verwendet wird und trägt die Bezeichnung Td4. Als Getriebe kommt das 6-Gang Schaltgetriebe GFT MT-82 von Getrag zum Einsatz.
MJ 2011
Mit diesem Modelljahr gibt es Änderungen in Bezug auf die Fahrzeugzulassung. Desweiteren wurde das BAS System der Firma Wabco durch eines der Firma Bosch ersetzt.
Beim 90 gibt es kein verstärktes Fahrwerk mehr und das zul. Gesamtgewicht wurde auf 2.505 kg festgelegt. Eine neue Hinterachse erlaubt nun eine Achslast von 1.500 kg gegenüber den bisherigen 1.380 kg.
Beim 110 erhöht sich die hintere Achslast von 1.850 kg auf 1.980 kg. Auch hier entfällt das verstärke Fahrwerk.
Das zul. Gesamtgewicht verringert sich beim 130 Crew Cab und Double Cab von 3.500 kg auf 3.380 kg. Beim Single Cab bleibt das zul. Gesamtgewicht bei 3.500 kg.
Zwei neue Farben sind verfügbar:
Fuji White ersetzt Alaska White ab dem 11. Juli 2011
Baltic Blue ersetzt Izmir Blue ab Januar 2011
Td 2.2
Mit dem Modelljahr 2012 wird der 2,4 Liter Td4 Turbodiesel durch ein 2,2 Liter Aggregat mit Rußpartikelfilter ersetzt. Die Leistung bleibt gleich, 90 kW (122 PS) bei 3.500 U/min und 360 Nm bei 2.000 U/min. Die Euro 5 Abgasnorm wird erfüllt. Gleichzeitig erhielt das Fahrzeug einen deutlich verbesserten Schallschutz. Die Höchstgeschwindigkeit steigt auf 145 km/h.
Neben den drei Ausstattungsvarianten bietet Land Rover zwei neue Optionspakete mit Teilledersitzen oder Lederlenkrad, Leichtmetallrädern und einer schwarzen Plane für das Pick-Up-Modell an. Außerdem wurde der Innenraum im Detail verbessert.
Die offizielle Pressemitteilung (englisch).
Modelle
Die Standardmodelle unterscheiden sich grundsätzlich in der Länge, dem Karosserieaufbau sowie der Ausstattungsvariante. Alles zusammen gibt dem jeweiligen Fahrzeug den Namen geben. Einzelne Varianten gibt es auch in Sondereditionen. Danaben gibt es noch Zahlreiche Umbauten oder Sonderfahrzeuge. Letztere werden entweder von der Land Rover Special oder Drittanbietern gebaut.
Länge
De facto wurden die Achsabstände in Zoll, die auch in den Modellbezeichnungen der Vorgänger vorkommen, unverändert übernommen und aus marketingtechnischen Gründen gerundet:
90 = 92,9 Zoll / 2360 mm
110 = 110 Zoll / 2790 mm
130 = 127 Zoll / 3302 mm
147 (7-türige Version für Südafrika)
Aufbau
Station Wagon (SW) = geschlossene Kabine mit Fenstern im hinteren Bereich
Hard Top (HT) = geschlossene Kabine ohne Fenster im hinteren Bereich
Soft Top (ST) = Plane, auch über der Fahrerkabine, also ein Cabriolet
Cab / Crew Cab = Geschlossene Kabine, mit offenem Aufbau dahinter, z.B. Pick Up.
Pick Up oder High Capacity Pick Up = Ein von Land Rover direkt angebotener Pick Up.
Ausstattung
Zivile Varianten
90 Soft-Top
Cabrio, mit Plane
110 Hard Top90/110 Hard Top
Geschlossener Kastenwagen
90/110 Station Wagon
Geschlossene Kabine mit Fenstern und Sitzplätzen (heute quer, früher im Heck auch längst der Fahrtrichtung).
90 Pick-Up, MJ 198490/110 Pick Up/Crew Cab
Fahrerkabine mit Pick Up Ladefläche/Plane
110 High Capacity Pick Up
Fahrerkabine mit Pick Up Ladefläche/Plane
110 Utility Station Wagon
Geschlossene Kabine mit Rückbank, ohne Fenster
130 Crew Cab mit eigenem Aufbau110/130 Crew Cab
Fahrerkabine mit hinterer Sitzreihe und Ladefläche/Plane
110/130 Single Cab Chassis
Fahrerkabine mit freier Aufbaumöglichkeit
130 Double Cab Chassis
Fahrerkabine mit hinterer Sitzreihe und freier (kürzerer) Aufbaumöglichkeit
Der Defender, sowie seine Vorgänger auch, besitzt eine modular aufgebaute Aluminium Karosserie, die Vorteile als auch Nachteile birgt. Sie ist auf dem tragenden Leiterrahmen aufgeschraubt. Die modulare Bauweise lässt eine einfaches Umbauen von einem geschlossenem Modell zu einem offenen zu. Die Ausführung in Aluminium, einst wirtschaftsbedingt, ist für einen Geländewagen, neben der generellen Gewichtsersparnis, von Vorteil, da Kratzer usw. nicht zu Rost führen. Für etliche Karosserieteile, z.B. Kotflügel gibt es sogar reine Kunststoffvarianten. Der Nachteil der Alukarosserie liegt in der häufigen Kontaktkorrosion an den Stellen, wo es auf andere Metalle, z.b. das edlere Stahl trifft. Hier rostet das unedlere Metall.
Diesel von Isuzu, Direkteinspritzer, nur in Australien angeboten
Rahmen
Es wird ein Leiterrahmen verwendet.
Antrieb
Allradantrieb
Alle Modelle haben permanenten Allradantrieb und ein Untersetzungs-/Verteilergetriebe mit Mitteldifferntialsperre.
Fahrwerk / Achsen
Mit dem 110 wurden in dieser Fahrzeugfamilie erstmals Schraubenfedern anstatt Blattfedern eingesetzt, so wie es bereits beim Range Rover von 1970 der Fall war. Nach wie vor besitzen sie Starrachsen. Die Differentiale haben keine Sperre.
Literatur
Martin Hodder: you&your Land Rover Ninety, One Ten & Defender. Haynes, Somerset 2003, 978-1-85960-667-4.
Nick Dimbleby: Das grosse Land Rover Buch. Heel, Gut Pottscheid 2008, 978-3-89880-946-7.