Radlager Spannhülse-Umrüstung (Technik)

Aus Landypedia
Wechseln zu: Navigation, Suche

Radlager - zur Umrüstung von "altem" Sytem auf Td5-System

In dem Technikartikel "Radlager Defender" ist beschrieben, wie man Radlager bzw. deren Spiel korrekt einstellt. Das ist nötig bei allen Defender (pre-Td5), Range Rover Classic und Discovery I, sowie Serien-Land Rovern.

Nun gibt es aber durchaus Gründe, warum man das Td5-System mit der Spannhülse zwischen den Lagern wertschätzen könnte. Sagen wir - das Thema ist in Diskussion und eine endgültige Einigung gibt es nicht. Mit beiden Systemen fahren Autos herum, das schon seit langen Jahren. Grundsätzlich verkehrt wird man auf beiderlei Weise nichts machen.


Was gäbe es an dem alten System der Radlagerung zu bemängeln ?

Meiner Meinung nach ist es, dass die Radlager sehr oft ihr sorgsam eingestelltes Spiel nicht halten. Es liegt die Beobachtung an einem Defender 130" mit Wohnaufbau in einer Werkstatt zugrunde, dass das Spiel unüblich oft nachgestellt werden musste, wobei wir ein korrektes Einstellverfahren voraussetzen können.

Und dann kann man ja an alten Achsen erkennen, dass die Radlager beginnen, auf dem Achsstummel zu schleifen. Das gute Schnittschema in dem Artikel "Radlager Defender" zeigt, wie das Lager in der Radnabe sitzt. Der Lageraußenring ist in die Radnabe mittels Preßpassung fest. Da regt sich nichts. Aber der Lagerinnenring, der auf den Achsstummel mitsamt Lagerkäfig und -rollen nur aufgeschoben ist, der beginnt mit zudrehen. Das wurde schon zu Serie I-III - Zeiten beobachtet und überlieferte Versuche, ihn mit Loctite etc. am Mitdrehen zu hindern waren allesamt erfolglos - davon abgesehen, dass Loctite ein gewisses Risiko dargestellt hatte (falls es der Lager wie gewünscht verklebt hätte, wäre die Demontage "komplizierter" und ohne Wärmeanwendung wohl kaum möglich geworden).

An diesem Bild erkennt man die Schleifspuren (rote Pfeile), sowohl auf dem Achsstummelrohr, als auch an der Verdickung am Achsstummelschaft - gegen den das innere Radlager gespannt wird.

Achsstummel-Schleifspuren.jpg

Diese Schleifspuren sind nun wirklich kein Einzelfall. Ich möchte fast schätzen, dass alle alten Achsstummel welche aufweisen. Jedenfalls alle, die sich an Range Rover und Serie III Achsen befanden, die ich früher mal demontierte. Irgendwann bleibt es beim Achsstummel nicht nur bei Schleifspuren, sondern es entsteht Materialabtrag. Man kann ihn mit dem Fingernagel gerade eben spüren - nicht gleich, aber nach irgendeiner höheren Laufleistung. EIGENTLICH müsste man nun diesen Achsstummel erneuern. Denn dann ist der wieder maßhaltig und man hat Chance, daß das eingestellte Radlagerspiel auch langfristig so bleibt. BLOSS garantiert mir niemand, dass das auf Dauer so bleibt - denn sonst hatte die Problematik nach der korrekten Ersteinstellung im Werk ja nie überhaupt auftreten können.

Es scheint so, als wären sehr schwere Fahrzeuge (angesprochener 130er) und solche mit größeren Reifen (größer gleich 7.50R16, speziell bei 35" Bereifung mehren sich jüngst die Berichte in Foren) davon betroffen. In diesen Fällen erlebt man Nachstellbedarf weit "vor der Zeit", liegen die Bedingungen nicht vor, mag man lange ungeschoren bleiben.

Der exemplarische 130er Defender wurde von einer Werkstatt auf die Td5-Radlagerspannhülse "aufgerüstet" und danach war Ruhe mit dem Nachstellen.

Was spricht gegen die Spannhülse vom Td5 ?

Einige Argumente lesen sich wiederum im Artikel "Radlager Defender". Wobei man sich an dieser Stelle überlegen kann, wieso das Spannhülsensystem überhaupt zu Problemen führt. Ok, es ist häufiger vorgekommen, dass am Td5-Defender Radlager kaputt gehen. Das aber liegt nun nicht an der Spannhülse. Das liegt daran, dass Land Rover an Schmierfett gespart hat, als es die Achsen zusammenbaute, und daran, dass die neueren Achsen durch Dichtringe - im Gegensatz zu Baujahren grob vor Anfang der 90er - kein Achsöl mehr zur Radnabe auch der Hinterachse lassen. Es kommt ja sogar zu Rost in der Radnabe.

Repariert man einen solchen Schaden, könnte gegen die Wiederverwendung der Spannhülse sprechen, dass man nicht gut ausmessen kann ob sie mit neuen Lagern noch paßt. Es gibt nämlich eine größere Anzahl von verschieden dicken Spannhülsen. ABER - neue Radlager sind präzise gefertigt. Man kann erst mal mit gutem Recht davon ausgehen, dass Abweichung im Maß des Lagers vernachlässigbar sind. Also würde ich die vorhandene Spannhülse einfach weiterverwenden. Das unterschiedliche Spannhülsenmaße nötig sind liegt primär an der Fertigung der Radnabe, ist anzunehmen. Es besteht also keine Not, "in Afrika" eine Auswahl an Spannhülsen zu besorgen und auszumessen. Für den, der die Alternative möchte, bleibt immer noch die Möglichkeit, die Spannhülse doch zu verwerfen und nach "alter Väter Sitte" das Radlagerspiel einzustellen.


Das wesentlichste Argument gegen das Aufrüsten mit den Spannhülsen ist, dass man bei der Tätigkeit eine Auswahl von ihnen braucht, mit denen man herumprobieren kann welche passt. In diesem Fall hier waren es (´2005) nur etwa 6-7 verschiedene Größen an Spannhülsen vom Teilehändler zu liefern. Ich habe die "mittleren" Größen mehrmals bestellt und die "kleinen" und "großen" weniger oft. Den Überschuss am Ende konnte ich weiterreichen. Ist das nicht möglich, lässt sich vielleicht mit einem Teilehändler einen "Kommisionskauf" abzumachen und die nicht benötigten Stücke zurückzugeben. Hat man bereits einen Td5, entfällt dieser leider ansonsten unvermeidliche Aufwand. Daß dieser Aufwand auch Grund genug sein kann, das Ganze gleich sein zu lassen, ist nur allzu verständlich. Doch auf der "Haben"-Seite steht am Ende eine dauerhaft stabile Radlagerung, auch unter hohen Belastungen. Und das Radlager kann lange halten, im Grunde ein Fahrzeugleben lang. Und wenn man dann mal doch welche tauscht (was nun ja "routinehalber" gar nicht mehr so nötig wäre), dann geht das doch etwas bequemer, als nach "altem" Prinzip ohne die Spannhülse. Wartung beschränkt sich dann darauf, die Schmierung zu überprüfen und das Fett mal zu erneuern. Daß die alleinige Möglichkeit, ein vorhandenes Radlagerspiel nach zustellen ein Vorteil gegenüber dem Zustand sein soll dass es sich gar nicht erst verstellt oder wenn, dann erst sehr viel später, fällt mir schwer nachzuvollziehen. Der Verschleiß an Radlagern durch die vielen Radumdrehungen ist für die Maße und Passungen gewiss minder bedeutsam.

Einbau einer Spannhülse in eine "alte Achse"

Arbeitsschritte Bild
So sieht es aus, wenn man vom "alten" Lagerungssytem die beiden äußeren Muttern und Sicherungsblech, sowie "Unterlegscheibe" als auch das äußere Radlager entfernt hat.
Achsstummel ohne äusseres Lager und Sicherungsmuttern.
So sieht die Spannhülse aus:
Spannhülse.
Ab jetzt heißt es auszuprobieren, welche Spannhülse passt. Sie sind mit einer Farbmarkierung versehen und misst Meßschieber kann man das Maß kontrollieren.
Spannhülse und Meßschieber.
Die Spannhülse wird dann probeweise eingesetzt:
Anprobe.
Und dann folgt das äußere Radlager:
Äusseres Radlager einsetzen.
Es wird die dicke Unterlegscheibe hinterher geschoben und dann mit der ersten der beiden dünnen Muttern festgeschraubt, und die Lager damit unter Spannung gesetzt. Dies wurde hier mit dem Rohrschlüssel (52mm) gemacht, auf Drehmoment dabei gar nicht mal geachtet - "eben .. fest". Das mordshohe Drehmoment, mit dem die einzelne dicke Mutter des Td5 angeschraubt wird, ist natürlich viel zu hoch für eine einzelne der dünnen Muttern. Die Spannhülse verhindert, dass man die Lager selbst zu fest "anknallt" - denn den Druck über die Spannhülse bekommen nur die Lagerinnenringe.
Festziehen.
Jetzt gilt es, am Rad zu wackeln. Hört man Spiel, muss man die Spannhülse wieder herausnehmen und die nächstkleinere probieren. Solange, bis kein Spiel mehr da ist. Genau dann ist die richtige Spannhülse gewählt. Ist beim ersten Versuch das Rad fest, muss man erst die nächstgrößeren Hülsen soweit probieren bis man das erste mal Spiel merkt; sodann tut man die vorletzte, also nächstkleinere Hülse wieder hinein.

Kompliziert ist das nicht. Nur umständlich. Und an dieser Stelle benötigt man halt eine Auswahl an Hülsen. Am Beispielauto, einem RRC mit Discovery I-Tdi-Achsen, wurden am Ende 3 verschiedene Größen gebraucht.

Wenn die richtige Hülse feststeht, folgt nach dem Anspannen der inneren der beiden Muttern das Sicherungsblech und dann wird mit der zweiten dünnen Mutter gekontert. Auch hier wurde wieder "mit Gefühl" und "fest" angeschraubt.

Hier wurde nicht nur das Radlager mit Schmierfett verstrichen, bevor es eingebaut wurde, sondern im unteren Bereich die Öffnung der Radnabe verstrichen - Sinn davon ist es, dass man jetzt mit Spitzkännchen etwas Achsöl in die Radnabe bringen kann, die "Wurst" an Schmierfett hindert es am Herauslaufen bis man die Radnabe wieder durch den Mitnehmer/Halbwelle komplettiert hat. Öl und Fett darf sich ruhig vermischen und Achsöl in der Radnabe tut den Lagern sicher ganz gut.
Radlager abgeschmiert.