Lappland 2011

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Eine Reise mit dem Land Rover Defender im Juni 2011 nach Lappland. Ziel war die Erkundung des

Vildmarksvägen, auch Wilderness Road oder Wildnisstraße, mit herrlichen Naturhighlights.


Die Idee


Ab nach Lappland. Ich hatte vorher durch Zufall Infos über den Vildmarksvägen, der Wildnisstraße, gelesen. Die wohl schönste Reiseroute Schwedens las ich.

Ein Paradies für Naturfreunde, Outdoorfans und all die, die sich nach Stille und Frieden sehnen. 500 Kilometer lang soll sich der Vildmarksvägen von Strömsund in Nordjämtland Richtung Nordwesten über das spektakuläre Fjällplateau "Stekenjokk" in den Süden Lapplands und von Vilhelmina schließlich wieder Richtung Süden zurück nach Strömsund winden.

Ich lese weiter, wagen Sie auch Abstecher von der Hauptroute! Kleine Seitenwege und kaum betretende Pfade belohnen ihre Besucher oft mit magischen Aussichten, wilden oder romantischen Flüssen und Wasserfällen, die mit großen Touristenattraktionen konkurrieren könnten, sich hier aber nur dem glücklichen Umherziehenden zeigen. Okay, dass hört sich ja gut an. Das richtige Terrain für unsere Land Rover Defender.

Wilde Tiere gibt’s obendrein auch noch in dieser Ecke Schwedens. Elche, Rentiere, Wölfe, Luchse, Polarfüchse, Vielfraße und die dichteste Bärenpopulation Schwedens. Na das wird doch interessant.

Die Anreise


02. Juni, 09:30 Uhr: Please start the engine.

Mein englischer Freund schnorrt kraftvoll vor sich hin. Mein Landy hat mich übrigens bislang nie im Stich gelassen und ich habe auch keine Bedenken, dass dieses sich schlagartig ändern könnte. Ich würde mit ihm, wenn ich denn dieses irgendwann einrichten könnte, in den letzten Winkel dieses Planeten fahren. Aber erstmal geht’s zum Treffpunkt beim Daisy's Diner in Oyten. Noch ein bisschen quatschen, verabschieden und es geht los in Richtung Hamburg.

Acht Stunden tägliche Fahrzeit mit langen Pausen. So pendelt es sich ein. Schön gemütlich. Mit 110 km/h über die Bahn und auf dem schwedischen Motorvägar. Wir fahren meistens nach einem ausgedehnten Frühstück, etwa um 11:00 Uhr, los und suchen uns gegen 19:00 Uhr einen schönen Schlafplatz.

Über Hamburg geht’s nach Puttgarden auf die Fähre der Vogelfluglinie. Von Rødby auf Lolland über Sjælland, an Kopenhagen vorbei, nach Helsingør. Mit einer weiteren Fähre nach Helsingborg auf schwedischer Seite.

Am nächsten Tag fahren wir weiter über die E4 in Richtung Norden, bis wir diese ca. 60 km nach Jonköping verlassen, um auf dem Inlandsvägen weiterzufahren. Die Landschaft auf der späteren Fahrt durch die Orsa-Finnmark, durch die Region Härjedalen, immer dem Inlandsvägen folgend, bleibt weitgehendst gleich. Allerdings wird die Landschaft rauher, weite Tundragebiete sind immer wieder erkennbar. Die Wälder links und rechts sind übersät mit Felsen.

Sveg

Am dritten Tag erreichen wir schließlich Sveg. Mir fällt dabei zufällig ein, dass doch Henning Mankell aus Sveg stammt. Sein Roman Die Rückkehr des Tanzlehrers spielt zu großen Teilen in Sveg und der Tanzlehrer wird dort in seinem Haus in den Wäldern abgemurkst. Was man nicht alles behält.

Bärenstatue in Sveg

Außerdem fängt hier das Bärengebiet an. Eine schöne überdimensionale Braunbärenstatue aus Holz, 13 Meter hoch, hat man an der Hauptkreuzung errichtet. Wir können nicht umhin, unsere 110’er unter dem Burschen zu parken und ein Foto zu machen.

Lecker Kaffee gibt’s nebenan in einer im amerikanischen Stil gebauten Holzhütte. Überhaupt haben die Schweden einen Hang zum American Style. Ich habe noch nie so viele blitzblank geputzte alte amerikanische Straßenkreuzer aus den 50’er bis 70’er Jahren gesehen wie hier. Cadillac, Oldsmobile, Chevrolet, Ford Mustang im besten Zustand und auf jeder Straße anzutreffen.

Wir besuchen am nächsten Tag noch einen netten Landy-Forenkollegen mit seiner Frau. Die Beiden sind vor einigen Jahren nach Schweden übergesiedelt. Von ihm bekommen wir noch allerhand Wissenswertes über Schweden zu hören. Auch für die Tipps zur weiteren Strecke waren wir dankbar. So erfuhren wir von ihm, dass der Pass zum Stekenjokk erst zwei Tage vorher geöffnet wurde. Super, dann kann es ja losgehen, am nächsten Tag, in unser eigentliches Zielgebiet.

Unser Ziel - The Wilderness Road


Rentier

Von Föllinge aus fahren wir zunächst in Richtung Strömsund. Kurz vor Strömsund geht es dann nach links in eine Schotterpiste. Nach einigen Kilometern entdecke ich ein einzelnes Ren. Kurze Zeit später trotten drei weitere Rentiere über die Schotterpiste. Wir bleiben schön dahinter, um sie nicht zu sehr zu erschrecken oder zu jagen. Nach einigen hundert Metern können sie über einen Holzfällerpfad das Weite suchen. Übrigens bei einem eventuellen Unfall mit einem Ren sollte man auf jeden Fall die Polizei informieren. Die Sami verstehen da keinen Spaß. Die Rentiere sind ihr Eigentum. Deshalb fragt auch nie einen Sami wieviele Rentiere er besitzt. Wer gibt schon freiwillig Auskunft über die Höhe seines Bankkontos.

Hällingsåfallet

Über Svaningen fahren wir in Richtung Hällingsåfallet. Unterwegs stoßen wir auf Holzfällerhütten. Riesige Wälder werden hier forstwirtschaftlich genutzt. Am Hällingsåfallet stürzen sich gewaltige Wassermassen den Wasserfall 43 Meter in die Tiefe und drängen sich anschließend in den engen Canyon. Europas längste mit Wasser gefüllte Schlucht. Wir sind begeistert. Man kann außerdem ausgezeichnet in der Nähe des Wasserfalls, an einer Schutzhütte, grillen und campen.

Fjäll

Weiter geht’s nach Gäddede. Gäddede liegt in unmittelbarer Nähe zur Grenze der norwegischen Provinz Nord-Trøndelag. Nach einen Tag Aufenthalt wollen wir aber weiter zum Stekenjokk. Auf dem Weg zum Pass kann man sehr schön das Erreichen der Baumgrenze mitverfolgen. Eine immer rauher werdende Landschaft, die dann letztendlich richtig kahl ist. Auf dem Fjäll machen wir eine Pause. Schneereste liegen herum, der Wind pfeift ganz gut und es ist kalt. Es ist aber schließlich auch eine der höchstgelegenen Straßen Schwedens. Als wir kurz vor dem Stekenjokk sind, steigen die Schneewände, links und rechts der Fahrbahn, stetig an. Jetzt wissen wir, warum der Pass erst jetzt freigegeben wurde. Die Landys verschwinden in einer ca. 2 m hohen Schneeschlucht. Wir sind begeistert.

Stekenjokk

Auf der weiteren Fahrt fahren wir in eine Wolkendecke und erreichen schließlich Lapplands Dach der Welt. Um uns herum Schneefelder, Schmelzwasser und eine klasse Rundumsicht auf die umliegenden Berge.

Trappstegsforsen

Wir müssen dann doch irgendwann weiter. Plötzlich ist die Straße Nebelverhangen. Man sieht die Hand vor Augen nicht. Wir fahren am Klimpfjäll vorbei in Rtg. Saxnäs. Haben den höchsten Berg, dem Marsfjället, mit seinen 1590 m im Blick. Etwa 5 km südlich von Saxnäs erreichen wir den Trappstegsforsen. Ein Wasserfall, der wie auf einer Treppe herabfällt und imponierend in den Kultsjön stürzt.

Von dort aus beschliessen wir, den Rundweg zu verlassen und in die Vildmark zu fahren. Über Schotterpisten und Trails fahren wir weiter bis wir abends in Dorotea ankommen. Wir sehen leider keine Elche oder Bären. In Dorotea erfahren wir, dass vor einigen Tagen mehrere Elche östlich des Ortes gesehen wurden. Da wir kurz vor Midsommar sind, beschließen wir, kurz nach Mitternacht, eine weitere Tour zu starten. Es ist fast taghell und es muss doch möglich sein, zumindest ein paar Elche auf den Waldlichtungen oder in den Sümpfen zu sichten. Wir haben zwar in dieser Nacht wieder Pech, aber die Tour auf den Waldwegen war trotzdem genial.

Die Abreise


Am nächsten Tag beschliessen wir, langsam in Richtung Südschweden aufzubrechen. Nie zuvor haben wir eine Aneinanderreihung von wunderbaren Seeblicken, Strecken direkt am Seeufer, Gebirgsbächen am Straßenrand, Gebirgsflüssen mit Wasserfällen und weiten Stromschnellenbereichen erlebt wie auf dieser sehr schönen Fahrt durch das südliche Lappland. Natur pur! Wir sind uns einig, dass wir irgendwann zurückkehren in diese herrliche Ecke Skandinaviens.

Infos


Fahrzeuge:

2 x Land Rover Defender TD5 110 SW mit autarker Campingausstattung

Reisezeit:

Anfang bis Mitte Juni

Reisedauer:

12 Tage

Strecke:

3900 km

Reiseroute:

Von Bremen nach Puttgarden, Fähre nach Rødby, über Sjælland an Kopenhagen vorbei nach Helsingør, Fähre nach Helsingborg, die E4 bis Jonköping danach über den Inlandsvägen in Rtg. Östersund, ab Strömsund in Rtg. norwegische Grenze in die Vildmark

Rückreise:

Wir fuhren über Göteborg und die E6/E20 die Westküste entlang bis Helsingborg. Dieses ist allerdings nicht zu empfehlen. Die Strecke über den Inlandsvägen und über die E4 ist wesentlich schöner und nicht so stark befahren.

Karten:

Skandinavien Karten in 1:800.000 zur groben Übersicht, Garmin GPS mit City Navigator Europa und topographische Schweden-Karten,

Info-Karte Wilderness Road von http://www.wildernessroad.eu/DE_map.html

Vor Ort:

Kommunikation in Englisch und Deutsch, Übernachten in der Natur bzw. auf Parkplätzen für 1-2 Nächte erlaubt, viele gepflegte Campingplätze zumeist an den zahlreichen Seen vorhanden, etliche Nebenstrecken und Trails frei befahrbar und für Allradfahrzeuge unbedingt zu empfehlen, Tankstellen ausreichend vorhanden, Kraftstoffpreise vergleichbar mit deutschen Preisen

Weblinks